KROATIEN
Dank schee, Buam
Nach all der Schufterei lag uns eine sehr große, besser gesagt eher sehr hohe Baustelle noch schwer im Magen. In der Mastspitze müsste das neue Achterstag, die W-Lan-Antenne sowie die LED-Dreifarbenlaterne installiert werden….irgendwie sehr sehr hoch oben. Natürlich hatten wir uns gegenseitig mal bis zur ersten Saling auf rund 7 Meter hoch gezogen. Frank hatte dort oben den Deckstrahler und den Lautsprecher für’s Nebelhorn installiert. Aber noch höher hinauf, genauer gesagt auf 20 Meter über dem Wasser, das ist doch noch eine ganz andere Nummer.
Wie gut, dass die Rettung aus der Heimat Ihren Besuch nicht nur ankündigte, sondern auch prompt in die Tat umsetzte. Zwei bekannte lachende Gesichter auf dem Steg, da war die mistige Bora, die das Anlegen in der Marina von Sukosan, kurz vorher noch spannend machte, schnell vergessen. Wir hatten Vollprofis an Bord, Florian als Zimmerermeister und Markus als Spenglermeister, die keinerlei Probleme mit Höhe haben. Das Team - der Traum eines jeden Seglers, der hohe Baustellen auf dem Schiff sein Eigen nennt.
Also gingen die "Buam" am nächsten Morgen frisch an die Arbeit. Hinauf in luftige Höhen, installierten unser neues Achterstag, reparierten, tüftelten, zogen Kabel unter widrigen Bedingungen und behielten wundersamer Weise trotz alles Schwierigkeiten Ihre gute Laune. Dann aber nix wie zum Segeln. In Rauschefahrt Zadar entgegen und dann einen Badestop vor der Meeresorgel. Es könnte schlechtere Orte für einen Stop geben….auch wenn die große Orgel mit den sphärischen Klängen, zwecks mangelnder Welle, gerade nicht viel zu sagen hatte. Mit einem Sundowner geht’s wieder zurück in die Bucht von Sukosan. Der Abend klingt in einer urigen Konoba mit T-Bone-Steak und reichlich Bier aus. Ein recht herzliches kroatisches HVALA und ein bayrisches „Vergelt´s Gott“ hinterher, an Euch Zwei – "und wan´s is, mia ham oiwei a Platzerl für eng frei – und a Brotzeit gibt´s a!"
Na so was
Jetzt sind wir fast vier Wochen unterwegs und suchen auf der Insel Hvar nach windiger Fahrt ein Plätzchen in einer kleinen Bucht vor Stari Grad, dieser uralten Stadt….. Wir laufen gut durchgeblasen in die schmale und tief ins Land gehende Bucht ein, in der nur ein Schifferl an einer der wenigen Bojen hängt. Wie sagt man heute: Erst mal Lage checken! Liegt da doch -sagen wir mal- eine etwas ältere Reinke, Heimathafen Duisburg. Mein niederrheinisches Herz schlägt schneller. Wir grüßen freundlich, kurven einmal rund - wollten uns weiter vorne vor Anker legen, aber der Wind und die niederrheinische Neugierde siegen. Wir nehmen einfach die Nachbarboje. Wir hängen uns dran, klaren auf und nix wie ins Wasser - Ziel Reinke! „Hallo Duisburg – hier ist Xanten“
Welche Enttäuschung, das Schiff ist ursprünglich aus Duisburg, aber Sebastian kommt aus Westfalen und arbeitet jetzt in Wien…. Blöd, aber egal – Ein kleiner Smalltalk mit dem Eigner der Nausikaa an der Badeleiter, er ist sehr nett und wird sofort auf die FraTi zum Sundowner eingeladen. Wie sich herausstellt, ist der nach eigenen Angaben leicht zerstreute Professor, tatsächlich einer. Im Schein der Gaslaterne ist es eine angeregte und kurzweilige Unterhaltung. Es werden umfangreiche Informationen ausgetauscht. Wir erfahren viel über das Segeln in Griechenland, Sebastian über die Einstellung der bayrischen Inntal-Bevölkerung zum Brennerbasistunnel.
Die Zeit vergeht wie im Flug und erst kurz vor Morgengrauen zerstreut sich die gesprächige Runde und schlupft in die feuchten Kojen.
Zumindest deutet der Morgentau auf dem Schiffsdeck darauf hin, dass es für den beginnenden Tag keine Bora gibt…..na dann passt ja alles…..
Die Wahrscheinlichkeit des Unwahrscheinlichen
Welch schöner Tag. Nach einigen Stündchen Segeln bei 14 Knoten achterlichem Wind und wenig glitzernder Welle, macht der Gott des Windes seine Spielchen mit uns. Er legt sich kurz schlafen, um dann kurz darauf, ganz nach Belieben, aus jeder Richtung bei der FraTi vorbeizuschauen, natürlich in komplett wechselnden Stärken. Irgendwann beschließen wir ihm unseren eigenen Windgott vorzustellen.....
Er hört auf den Namen Eisengenua oder Yanmar und hat 50 PS.
Wir rollen die Genua ein und fahren mit 5 Knoten Richtung St. Klement einer kleinen Inselgruppe vor Hvar. Beim Queren des Pakleni Kanals plötzlich ein Poltern, Schlagen und Vibrieren im ganzen Schiff, so als wenn man mit´nem Smart mit 130 Stundenkilometern in eine Kiesgrube rast.
Adrenalin pur, Motor aus, der Skipper stürzt in den Motorraum.
Die Skipperette erblasst sekündlich, und rechnet um wie viel die Reise verkürzt werden muss, wenn wirklich ein neuer Motor…..nein gar nicht dran zu denken… Nach bangen Minuten kommt die kurze Ansage des Skippers, da unten ist alles o.k - kein Wassereinbruch, da muss was in der Schraube sein.
Wir haben 70 Meter Wassertiefe! Soll das ein Witz sein? Was soll da in der Schraube sein?
Also Großsegel bergen, Taucherbrille auf und ab ins unruhige, wellige Wasser. Das Schiff schlägt mit dem Heck immer wieder grob in die Wellen. Der Skipper verlangt nach kurzem Tauchgang ein Messer, und zwar ein GROßES!. Wieso, wir haben doch vor der Schraube einen Wellenschneider?
Dann wird klar, wir haben es tatsächlich geschafft, sozusagen einen trampenden Tampen aufzugabeln.
Als das Ding nach einigen Minuten und etlichen Tauchgängen später mit samt einem heftig schnaubenden Käpt´n an die Wasseroberfläche kommt, wird schnell klar, das ist kein Tampen, sondern eine trampende Trosse, die den Durchmesser von meinen Oberarmen hat. Da hat unser Wellenschneider natürlich keine Chance gehabt. Er hat’s ein "bisserl" angenagt, aber das wars.
Nach einem weiteren Tauchgang steht fest, dass unsere neue Schraube dieses Meeting ohne Schaden überstanden hat. Lediglich das Antifouling ist a wenig abgeschabt. Glück g´habt.
Unglaubeelig
Unglaubeelig, unglaubeelig, dieses Wort hat unser Patenkind Luis oft gesagt, wenn in seinem kleinen Kinderleben etwas Unvorhersehbares passiert ist.
Aber unglaubeelig gibt es wirklich! Wir liegen auf der Insel Mijet in Sobra vor der Konoba Mungos, haben uns ein leckeres Mittagessen gegönnt und uns angeregt mit der netten Wirtin unterhalten, die lange in München lebte. Es wird schnell und ganz spontan beschlossen: Hier bleiben wir noch eine Nacht vor Mooring.
Das nette verschlafene Örtchen Sobra hat glasklares Wasser eine tollen Ausblick auf die Bucht und das Meer……und keine Touristen…..
Außerdem können wir gegen eine kleine Gebühr Wasser tanken. Also war am Nachmittag Wäsche waschen und putzen angesagt, und immer wieder ein Sprung ins kühle Nass, denn nur arbeiten ist ja auch blöd.
Der Skipper war grad die Wäsche über die Reling am aufhängen und rief: “Tina, da kommt ne Amel“. …na gut ist ein Schiff. „Das ist ne Maramu.“…..na gut ein schönes Schiff. Dass Schiff drehte, um sich mit dem Heck an den Steg der Konoba zu legen. Erst jetzt war der Name des Schiffes zu lesen..... Jetzt rief der Skipper: "Du wirst es nicht glauben, dass ist die, die wir uns vor einem Jahr in Sizilien angschaut haben" "Nee, oder? Das gibts doch nicht!" war die Antwort. Wenn man bedenkt, dass Kroatien über 1000 Inseln hat, und nochviel mehr Ankerbuchten, grenzt es an ein Wunder dass man ein bestimmtes Schiff trifft, noch dazu, wo wir eigentlich weiter Richtung Lastovo wollten.
Man sieht sich doch im Leben immer zweimal. Das war das verbasteltste und ungepflegteste Schiff, was wir bei unserer Suche nach einem geeigneten Schifferl angschaut haben.
Da wir den Namen des Eigners noch wussten, war er sehr verwundert, als wir ihn namentlich begrüßten.
Erst als wir erwähnten, dass wir ihm mal einen Warmwasserbehälter aus Deutschland zur Schiffsbesichtigung mitgebracht hatten, fiel es Ihm wie Schuppen von den Augen. Nach kurzem Schwätzchen bot er uns ein kühles Bierchen an. In Erinnerung an den damaligen doch sehr lebendigen Zustand des Kühlschrankes, lehnten wir dankend ab.
Gesundheit geht dann doch vor Durst.
Auch die Skipperette der Maramu gesellte sich zu uns, stellte Fragen zu unserem Schiff und war doch offensichtlich sehr verwundert, dass wir ihre "schöne" Maramu nicht gekauft hatten……..anscheinend ist das Schiff immer noch zu haben.