VIESTE BIS MESSINA

Der blinde Passagier

Ja, wir hatten davon gehört, dass es so was gibt. Aber doch nicht bei uns! Das passiert doch nur anderen. Denkste! Pustekuchen!

Seit zwei oder drei Tagen schnauft es so komisch beim Wassereinfüllstutzen. Ist das der Druck vom vielen Geschaukele der kurzen Mittelmeerwelle? Oder sind`s die heißen Temperaturen, die natürlich auch unsere Wassertanks aufheizen. Nachts ist allerdings Ruhe - also alles gut. Wir segeln auf Molfetta zu, einem normalen Stadthafen, ohne Marina, in den uns vorliegenden Hafenhandbüchern nicht aufgeführt - aber egal.

Frank ist unter Deck und versucht den "Capitano del Porto" anzufunken, ob wir einlaufen dürfen, ich stehe derweil am Steuer. Da flattert mich von hinten irgendwas an. Ein komischer Vogel? Ein verwirrter sehr großer Schmetterling? Was ist dass, was will der bloß? Keine Ahnung, hab keine Zeit meine Aufmerksamkeit gilt der Ansteuerung, und im übrigen das unbekannte Flugobjekt ergreift die Flucht. Auch gut.

Wir rauschen auf die Hafeneinfahrt zu. Schnell noch das Groß herunter und die FraTi für`s Liegen längsseits – oder wie auch immer – vorbereitet. Schnell wird klar, alle Fender steuerbords. Ich schnappe mir einen, der seit Lastovo nicht mehr benutzt wurde, und blicke in zwei dunkle Augen, sehe spitze Ohren und werde nicht besonders freundlich angefaucht. Auch gut, der Fender mit Augen und Ohren bleibt an seinem Platz. Ist wohl nicht sein Tag heute....

Nach dem Anlegen machen wir dann mal ein kleines Fotoshooting mit dem kleinen Flattermann. Äußerst beharrlich, der freche Bursche. Den haben wir wohl als blinden Passagier aus dem Naturschutzgebiet von Lastovo "schwarz" nach Italien eingeführt.

Der kleine Teufel wird sich wohl in Italien neue Freunde suchen müssen. Dann gefällt`s ihm auf einmal nicht mehr vor der Kamera zu stehen…..Am helllichten Tag sagt er Servus und ist weg.

Das kleine Fledermauserl.

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Molfetta, oder so muss Italien 1960 gewesen sein…..

FraTi liegt längsseits an der Hafenmole von Molfetta. Jetzt aber nix wie zum "Capitano del Porto". Der ist wichtig, und möchte in Bella Italia mit besonderer Ehre bedacht sein. Gleich drei uniformierte sehr freundliche Herren verschiedener Altersstufen kümmern sich um unsere Papiere, können aber leider - wie meist in Italien - kein Wort Englisch. Also die minimalistischen Italienischkenntnisse hervorgekramt und schon sind die Formalitäten erledigt.

 

Wir dürfen kostenlos (ja das gibt`s noch) eine Nacht bleiben, müssen aber bis neun Uhr den Hafen wieder verlassen, da an unserem Liegeplatz morgen ein größerer Fischer erwartet wird. Schnell das Schifferl aufgeklart und ab in die angrenzende Altstadt.

Komisch irgendwas ist hier anders, oder fehlt da doch?

Keine Geschäfte mit Badeschlappen, wahnsinnig witzigen T-Shirts, bunten Badetüchern, echten falschen Markentascherln und dem anderen Turikram. Noch nicht mal Postkarten und Schneekugeln gibt`s! (Fragt Eure Eltern, wenn Ihr nicht wisst was das ist.) Wir laufen durch ein charmantes, sauberes Städtchen mit bunten Fensterläden und fühlen uns in die Zeit zurückversetzt, als unsere Eltern jung, und von Italien geschwärmt haben.

Inzwischen ist es früher Abend, die Temperaturen werden erträglicher. Überall sitzen Gruppen von Menschen aller Altersstufen auf Plastikstühlchen vor ihren Häusern. Das Leben spielt sich jetzt auf der Straße ab. Kaum ist die Sonne untergegangen, erwacht das Städtchen aus der beschaulichen Nachmittagsruhe. Als wenn jemand einen Schalter umgelegt hätte, pulsiert in den engen Gassen und am Hafen das Leben. Es ist Sonntagabend, eine Autoschlange schiebt sich durch den Ort, alles ist auf den Beinen. Ganze Familien bleiben vor der FraTi stehen, diskutieren, natürlich lautstark und wortreich und werfen uns ein paar freundliche Worte zu.

Die Diva FraTi genießt es im Mittelpunkt zu stehen – zwar nur zwecks Ermangelung eines weiteren Segel- oder Motorbootes…aber egal. Der Skipper ist stolz, so schön kann Italien sein….

Ein Grummeln in der Magengegend signalisiert, dass wir den ganzen Tag, außer einem frühen Frühstück, noch nichts gegessen haben. Genießen gleich in Hafennähe zwei fantastische Pizzen und ein Flascherl Rotwein, das uns der Herr des Hauses empfohlen hatte. Mit Trinkgeld kostete der Spaß ganze 15 Euro, da kann man nicht meckern. Das beste war das dazu gebotene Unterhaltungsprogramm……

Ein rüstiger Rentner versuchte seinen betagten Peugeot trotz blockierenden Hinterrädern vom Parkplatz direkt vor dem Lokal zu fahren. Er dachte wohl mit viel Drehzahl und schleifender Kupplung würde die Sache schon funktionieren. Keine zehn Meter ist er gekommen, als die Kupplung nicht unerhebliche stinkende Rauchzeichen von sich gab und die Gäste des Lokales komplett eingenebelt wurden, wobei doch einige sich tatsächlich sitzen blieb und sich nicht den Appetit verderben ließen.

Der Restaurantbesitzer fürchtete um seinen Umsatz und sorgte sich um die Zufriedenheit seiner Gäste. Auch mit viel Mordio und Gezeter konnte er den Senior nicht von seinem Vorhaben abbringen. Daher wurde die Policia Lokale und zur Unterstützung gleich noch die Carabineri gerufen. Die erschien zwar recht flott, aber der Verursacher des Gestanks, hatte inzwischen auch sein Vorhaben aufgegeben und sich vom Tatort entfernt, ohne sich weiter um seinen mitten im Weg stehenden fahrbaren Untersatz zu kümmern. Den konnten die fünf Hüter des Gesetzes jedoch nicht so auf dem Platze stehen lassen. Also wurde der Täter zu Hause abgeholt, unter lautstarkem Protest in sein Auto gesetzt und mit geballter amtlicher Muskelkraft in eine Parklücke geschoben.

Passt doch, so einfach werden in Italien Probleme beseitigt!

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Brindisi und der wilde Ritt

Eigentlich wollten wir nur eine Nacht in der Lega Navale in Brindisi bleiben, aber es war Starkwind und Gewitter vorausgesagt und so wurden drei daraus. Erstmal starteten wir zu unserer schon obligatorischen Jagd auf Ersatzteile. Also nix wie hin zu Lemoncelli, dem großen Yachtausrüster in Brindisi, auch hier, wie schon fast erwartet, ohne Erfolg. Ein einfaches Ventil für`s Dinghi und Torlonkugeln….völlige Fehlanzeige. Ja kaufen die denn hier alle nur Fender, maritime T-Shirts und WD40???

Aber das schmälerte unsere gute Laune keinesfalls. In der Marina lernen wir Susanne und Frank kennen, die mit Ihrer Sparkling eine Elan 33 für 6 Monate im Mittelmeer segeln wollen. Die Chemie passt und so verbrachten wir zwei sehr vergnügliche Abende, die sich jeweils flugs bis in die frühesten Morgenstunden ausdehnten. Nach drei Monaten in Kroatien wollen die beiden nach Griechenland segeln, um ihr Schiff dort zu überwintern.

Wir beschlossen kurzerhand im Doppelpack am nächsten Morgen nach Otranto zu segeln, da moderate Winde vorausgesagt waren. Also um fünf Uhr nix wie raus aus der Koje, das Schiff aufgeklart und unter wolkenverhangenem Himmel durch den riesigen Hafen von Brindisi auf`s Meer. Wir starteten wie so oft in Italien mit kabbeliger Welle und 15 Knoten achterlich, steigerten uns aber schnell auf 25 Knoten und dann eine Stunde später waren es einfach immer über 30 Knoten bei 3 Meter Welle, leichtem Regen und in der Nähe vorbeiziehenden Gewittern mit hellen Blitzen und Donnergrollen.

Als die 4 vorne auf dem Windanzeiger stand….habe ich einfach nicht mehr hingeschaut…..Nach fünf Stunden wildem Ritt wollten wir in die Marina von San Cataldo einlaufen, doch die war voll, und so mussten wir noch eine Stunde weiter nach San Foca. Nach dem kurzen Rundgang durch die Marina wurde uns sehr schnell klar, warum da jede Menge Plätze frei waren. Die relativ neue Marina war total heruntergekommen. Die sanitären Anlagen, obwohl sie laut Putzplan erst vor einer Stunde gereinigt wurden, waren das siffigste, was wir bisher erlebt haben. Jeglicher Service Fehlanzeige und Kundenfreundlichkeit sagen wir mal freundlich - ein Fremdwort.

Leider mussten wir hier zähneknirschend zwei Tage verbringen, da das himmlische Lüftchen uns so dermaßen einwehte. Selbst im geschützten Hafen hatte es am Tag und auch in der Nacht durchgehend über 25 Knoten. Das Städtchen selber hatte nicht viel zu bieten, also wurde geputzt, viel geschlafen und natürlich erfolglos der ortsansässige maritime Händler besucht.

Susanne und Frank hatten eindeutig das bessere Näschen. Sie waren gar nicht erst losgesegelt und hatten sich viel Stress erspart….

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Wir wollten eigentlich gar nicht nach Griechenland, oder auf zu Gyros und Zaziki nach Korfu

Von San Foca ging`s dann doch noch nach Otranto. Man muss halt im Leben "ois nur dawart´n kenna"…..kurz darauf lief die "Sparkling" dann auch noch ein. Nach einem vergnüglichen  Abend im zum Bersten vollen Otranto, ging`s am nächsten Morgen auf das Inselchen Erikousa nach Griechenland. Dort soll es schöne Buchten geben…hatten wir gehört. Und nach der offenen italienischen Küste, die einem aufzwingt die Häfen aufzusuchen, war dies das Stichwort zur Planänderung - Buchteln!

Mit schönen 15-20 Knoten segelten wir im Doppelpack, eine völlig neue Erfahrung und keine Schlechte. Die kleine Elan 33 hängte unser 12 - nein - wohl eher 13 Tonnen Schifferl, bei Schwachwind gut ab. Aber bei mehr Wind glich sich das schnell wieder aus. In Erikousa legen wir uns in eine Bucht mit einem malerischen kleinen Städtchen mit bunten Häusern, langem Sandstrand und einer typisch griechischen Windmühle, vor Anker und lassen uns nach einem gemütlichen Abendessen auf der FraTi, in den Schlaf schaukeln. Am nächsten Tag erkunden wir das Inselchen, steigen in luftige Höhen und genießen viele schöne Ausblicke. Als wir auf`s Schiff zurückkehren, hat der Wind merklich aufgefrischt und verbläst uns buchstäblich das Abendessen. Zu guter Letzt kommt noch ein Gewitter hinzu und Susanne und Frank flüchten auf ihr eigenes Schiff, um nach dem Rechten zu sehen. Beide Schiffe hängen jeweils an Ihren Jamboankern und so befinden wir uns trotz sehr viel Wind am nächsten Morgen wie festzementiert am gewählten Ankerplatz und segeln weiter im Doppelpack nach Korfu Stadt.

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Capitano Chaos, und seine Bande

Nach drei Nächten in den Buchten Nahe Korfu Stadt gings zurück zur Insel Othoni und übernachten dort vor einer malerischen Kulisse. Hier würden wir gerne länger bleiben, jedoch der Wetterbericht fordert uns auf, den längeren Schlag nach Maria de Leuca fortzusetzen. Dort legen wir uns ins lebhafte Vorhafenbecken und werden erst mal gut durchgeschaukelt. Die meisten Schiffe legen sich in die Marina, aber auch bei uns wird`s langsam voll. Den Vogel schießt jedoch ein italienischer Profiskipper ab, mit reichlich Macken im Gelcoat seines Schiffes.

Er schmeißt den Anker und kuschelt sich auf 10 Meter an uns heran. Auf unsere Einwände, dass er erstens über unserer Kette liegt, und zweitens bei den über 20 Knoten Wind doch sehr nahe kommt, reagiert er - und seine 4 anscheinend des Segelns unerfahrenen Mannen an Bord - gar nicht.

Oder sagen wir besser, noch nicht.

Da wir eigentlich um 4 Uhr in der Früh Richtung Crotone starten wollen, gehen wir früh schlafen. Ab 22 Uhr ist jedoch an Nachtruhe nicht mehr zu denken. Santa Maria de Leuca gibt - wohl uns zu Ehren - ein Fest`l, das nicht von schlechten Eltern, vor allen Dingen nicht zu überhören ist. Wie wir später feststellen werden, geben sich bis 6 Uhr (!!!) in der Früh die lokalen Stars keine Blöße und musizieren, so laut es das technische Equipment ermöglicht.

Da schau an….bei einem kurzen nächtlichen Rundumblick ist auch Capitano Chaos an Bord. Er kämpft bei über 20 Knoten Wind mit einem Vorsegel, dass er abschlägt und in Sicherheit bringt. Außerdem befendert er - jetzt mitten in der Nacht - sein Schiff und legt sich nun weiter von uns weg. Na, das hätte er mit weniger Stress auch schon am frühen Abend haben können, der Gute. Mit einem leicht befriedigenden Grinsen schlüpfen wir wieder in die Kojen, wo wir den italienischen Klängen weiter lauschen (dürfen), und beschließen am nächsten Tag nicht weiter zusegeln, sondern die Stadt mit den wunderschönen alten Herrenhäusern anzuschauen….und natürlich unserem Capitano Chaos beim Ablegen zuzuschauen.

Wir werden nicht entäuscht…..Gegen 8.30 Uhr ist es soweit. Zwei der segelunerfahrenen Männer versuchen unter der lautstarken Anleitung des Capitano, der an seinem Steuerradl offensichtlich einen Tobsuchtsanfall bekommt, mit der elektrischen Ankerwinsch den Anker zu bergen. Die jungen Männer, erschöpft von der kurzen Nacht und offensichtlich angeschlagen von zuviel Vino. Die sind zudem etwas langsam in ihren Reaktionen und bringen den Anker mitsamt Ankerboie kaum in luftige Höhen. Anstatt dem Capitano zu sagen in welcher Richtung die Ankerkette läuft, damit dieser -bei gleichzeitigem Aufholen der Kette- dem Anker langsam entgegenfahren kann, wird das Schiff mittels Ankerwinsch, und dem dementsprechenden Gejaule derselben, zum Anker verholt. Der Capitano schimpft, schreit und zetert und kommt mit seinem Schiff etlichen anderen Schiffen, sagen wir mal freundlicherweise, sehr sehr nahe. Was dort auch entsprechend Geschrei verursacht. Alles geht gut, Gott sei Dank kein Bruch.

Das Ankerfeld beruhigt sich, als er sein Heck zeigt und es quittieren alle den Anblick des sich entfernenden Schiffes mit Kopfschütteln. … Aber das dauert nur wenige Minuten. Der kommt doch glatt zurück….Und setzt – ganz der Profi? – im engen Hafenbecken, das zudem verzeichnete Flachstellen von nur 1 bis 2 Metern hat, sein Groß. Wir staunen und schweigen einfach. Nur gut dass wir nur wenig Italienisch können, denn was die anderen Ankerlieger dem Capitano bei dieser Aktion zuriefen, dürften wir hier aus Jugendschutzgründen sicherlich nicht wiedergeben.

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Mahi, Mahi, gibt`s die überhaupt im Mittelmeer?

Wir tuckern von Crotone unter Motor Richtung Le Castella, erzählen uns Schwänke aus unserer Jugend und beobachten die unzähligen braunen und blauen Quallen, die an der FraTi vorbeischwimmen. Das Meer ist tiefblau und spiegelglatt, wie ein Ententeich.

Da man an Bord eines Schiffes anscheinend immer hungrig ist, fällt das Gespräch unweigerlich auf´s Abendessen. Der Capitano plant Fisch und wirft die zwei Angeln aus. Eine mit einem wobbelnden Tintenfischimitat in schillernden Grün- und Blautönen, der eher an der Oberfläche hüpft und die andere mit einem silbrigblauen Fischerl, der in der Tiefe schwimmt.

Nach zwei Stunden, die Angeln waren längst vergessen, rauscht mit einem lauten Ratsch die Angelschnur aus. Fahrt aus dem Schiff – schnell – Gang raus.

Frank holt mit nicht unerheblichem Kraftaufwand die Leine ein. Das Ganze dauert…muss doch Meter um Meter der Angelleine eingeholt werden. Schon von Weitem schillert es golden, ganz viel golden….

Wenn man weiß, dass unter Wasser alles ein Drittel größer und ein Viertel näher erscheint, ist hier doch eindeutig viel Fisch am Haken. Die schnell identifizierte Goldmakrele ist inzwischen ganz nahe an der FraTi und da wir fast keine Fahrt mehr im Schiff haben, schwimmt sie backbords am Schiff voran und es scheint, als würde sie uns vorwärts Richtung Capo Rizziuto ziehen, welches eine Seemeile vor uns liegt. Nach 15 Minuten ermüdet der schöne Fisch zusehends und wird an Bord geholt.

Noch einem kräftigen Schluck vom guten Grappa hinter die Kiemen – nein nicht hinter die des Skippers, sondern wirklich in die Kiemen des Fisches - der Fisch ist auf der Stelle tot, und landet im zweckentfremdeten Wäschewanderl unter Deck (für den Kühlschrank ist der 1 Meter lange Bursche definitiv zu groß!) nachdem das obligatorische Beweisfoto gemacht wurde. Denn wie heißt es doch so schön: „Von Jägern, Anglern, Golfern und anderen Lügnern….“

In Le Castella angekommen wird der Mahi Mahi von Frank fachgerecht filetiert….die nächsten Abendessen sind gesichert.

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Von Le Castella nach Rocella Ionica

Im Morgengrauen verlassen wir den kleinen Hafen von Le Castella, um möglichst noch vor dem vorhergesagten Südwind in Rocella Ionica die Marina zu erreichen. Also nix wie die Dieselgenua zum gesetzten Groß angeschmissen. Die letzten zwei Stunden mit übler zwei Meter Welle gegenan.

Schon fünf Meilen vor Rocella versuchen wir über Funk die Guardia Costeria zu erreichen, da wir gelesen hatten, dass die Einfahrt gerne mal versandet ist. Aber keine Antwort. Das selbe Spielchen jede halbe Stunde, aber keiner antwortet. Hören die uns nicht, oder können die mal wieder kein Wort Englisch, wie leider so oft in Italien???

Ein Tipp für nachfolgende Segler: man sollte sich genau an das Küstenhandbuch von Rod Heinkel halten, und einen großen Bogen um den Wellenbrecher fahren, dann Richtung Ufer zuhalten und allerfrühestens wenn man die ufernahe Einfahrtsmole querab -besser etwas achterlicher als querab- hat, auf das rote Feuer zuhalten. Ja nicht mittig oder steuerbordseitig auf die Hafeneinfahrt zufahren, denn dort ist eine riesige Sandbank mit höchstens 1-1,50 Wassertiefe von der fast täglich Segelschiffe runtergezogen werden.

Sollte sich am Funk keiner melden, dann ruft unter  +39 338 499 7392 Francesco Lombardi von der Port Services Agency an, sagt Ihm einen schönen Gruß von der FraTi, und fragt ob sich an dieser Beschreibung etwas geändert hat. Er spricht hervorragendes Englisch, ist stets bemüht seine Gäste zufrieden zu stellen. Er kümmert sich um alles! Seit 2012 wird eine Liegegebühr von 20 Euro pro Nacht unabhängig von der Schiffsgröße verlangt. Nun - so günstig sind wir bislang selten gelegen, und da für die nächsten 3 Tage ein Südwind von 20 kt vorhergesagt ist, bleiben wir! Wasser gibt es, jedoch keine Stromversorgung, genauso wenig wie eine Tankstelle. Diesel wird aber von Francesco besorgt.

Wir gehen in die berühmte und mittlerweile in vielen Logbüchern beschriebene Pizzeria der Marina und bestellen einen halben Meter Pizza, trinken ein Glaserl Wein. Der halbe Meter Pizza ist sensationell und nur mit Mühe und Not zu schaffen. Preislich ist das auch mehr als okay, daher ist es nicht verwunderlich, dass auf einmal am Kai eine Armada von Servicekräften Plastiktische und Stühle aufstellt. Was verwunderlich ist und Kopfschütteln verursacht, dass man an diesem weit von einer Ortschaft oder einem Hotel entlegenen Ort an diesem Samstagabend für überschlägig 700 Personen eindeckt. Kurz nach Sonnenuntergang strömen die Gäste nur so herbei, und das Freiluftrestaurant füllt sich rasch. Von diesem Trubel ist erstaunlicher Weise am Liegeplatz kaum was zu vernehmen.

Am nächsten Morgen machten wir in der Marina einen Spaziergang auf die Seite des Wellenbrechers, dort waren 4 Fischerboote festgemacht, alle mit Arabischen Schriftzeichen. Als wir diesen näher kamen, wurde uns klar, dass dies Flüchtlingsboote waren. Francesco klärte uns auf, dass auf dem letzten Boot – einer vor 14 Tagen ankommenden Nussschale - 150 Personen, davon die Hälfte Kinder waren, und eine halbe Stunde bevor dieses Schiff Rocella Ionica erreichte, eine Frau ein Kind zur Welt brachte. Fassungslosigkeit und Bestürzung auch bei uns.

Nachdem der Südwind nachgelassen hatte, waren für den nächsten Tag nur noch 8 kt Wind vorhergesagt, fast zu wenig zum segeln, aber egal unser nächstes Ziel Reggio Calabria stand an. Morgens um 6 Uhr machten sich 5 Schiffe zeitgleich auf dem Weg Richtung Straße von Messina, das Meer war ruhig.

Nach einer halben Stunde bemerkten wir eine Wolkenwalze über den Berggipfeln und es standen kurze Zeit später wieder 28 kt auf der Anzeige… wundert uns dass noch?

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Die Straße von Messina

Nach einer unruhigen Nacht in der hübsch hässlichen und viel zu teuren Marina von Reggio Calabria besorgt Frank noch mit dem umtriebigen Taxifahrer Saverio, den auch schon Rod Heikell (ein renommierter Autor diverser Küstenhandbücher), in den höchsten Tönen gelobt hat, die wichtigen D`s….Diesel und Durstlöscher. Saviero hat sich den Yachties verschrieben, und besorgt generell alles: von der Gasflasche, über angeblich den besten Parmesan, ein gutes Tröpfchen Wein, einen trendigen Friseur, bis zu Reinigung und dazu gibt’s Unterhaltung pur…..ob man nun Italienisch kann oder nicht, das kümmert ihn nicht wirklich, Saviero redet so lange bis jeder Italienisch versteht. Gut, diesen Dienst lässt er sich auch fürstlich entlohnen, und noch nie wurde uns so nett eine Stange Geld aus der Tasche gezogen.

Danach ging´s ab in die Straße von Messina. Der Skipper hatte schon seit Tagen die Berechnungen gemacht, wann der beste Zeitpunkt für die Durchfahrt sei, und die nach nordgehende Strömung einsetze. Laut Handbuch sollen bis zu 4 Knoten Strömung an der engsten Stelle in der Strasse entstehen. Die will man nicht gegen sich haben. Erst schaukelten wir unter Genua und 10 Knoten Wind gemächlich dahin. Dann merkt man plötzlich den einsetzenden Strom, der uns unablässig und immer schneller werdend durchs Wasser schiebt, wir machen trotz wenig Wind gut Fahrt. Nicht nur die Wasseroberfläche schaut irgendwie merkwürdig aus, auch der Himmel schimmert anders diesig als sonst.

 

Das wird doch nicht Skylla und Charybdis sein? Wie man allerorten lesen kann, wurden diese Meeresungeheuer schon in Homers Odyssee genannt. Das Ungeheuer Skylla haust auf dem größeren der beiden sich gegenüberstehenden Felsen der Meerenge und Charybdis unterhalb des kleineren Felsens, auf dem ein großer Feigenbaum steht. Sie saugt dreimal am Tag das Meerwasser ein, um es danach brüllend wieder auszustoßen. Schiffe, die in den Sog geraten, sind verloren, nicht einmal der Meeresgott Poseidon vermag diese Schiffe zu retten. Soweit der Mythos.

Zu diesem ganzen Spuk kommen die vielen Fährschiffe von Italien und Sizilien, die das Fahrwasser queren, und einem sprichwörtlich um die Ohren fahren. Trotzdem die ziemlich nahe kommen, haben wir das Gefühl die passen auf.

Wenn wir grad bei Mythen sind, warum muss die Fähre auch noch Fata Morgana heißen, oder hat das einen anderen Hintergrund?

An jeder Seite der über 3 km breiten Ausfahrt steht so ein über 230 Meter hohes Teil. Seit Ende der 90er die Leitungen abgebaut wurden, stehen diese Masten als „Teil des Landschaftsbildes“ ohne irgendeine Funktion in der Gegend rum. Dieser hier wird nachts sogar angestrahlt.

 Gegen 10.45 Uhr sind wir durch die berühmte Strasse, nehmen Kurs auf die Insel Vulcano. Von jetzt auf sofort nimmt der Wind stark zu und der Skipper flucht….Sch..ß gegenan! Wirklich, in Sekundenschnelle verfinstert sich der Himmel und ein Gewitter zieht nicht nur auf, sondern ist schon da! Also diese italienischen Wettervorhersagen…..es waren 10 – 15 Knoten Wind und Sonnenschein gemeldet….. Aber lassen wir das. Planänderung, jetzt schnell….gaaaanz schnell!

Wir telefonieren mit dem uns am nächsten gelegenen Hafen von Scilla, dort könnten wir unterkommen. Allerdings liegt Scilla auf der anderen Seite der Strasse, wir müssen wir jetzt erst mal eine Stunde zurück, also nochmal die komplette Strasse von Messina – mit dem Verkehrstrennungsgebiet und dem regen Großschifffahrtsverkehr- komplett queren. Nutzt nix, denn das Wetter wird immer ungemütlicher. 

Keine 45 Minuten zwischen dem oberen Bild und diesem. Ein Blick nach Siziliens 

 

Ein Blick auf Italiens Seite der Strasse

Komisch nur, warum auf unserem Plotter bei Detailansicht von Scilla´s Hafens keine Stege eingezeichnet sind. Egal bei dem Wind und der Welle ist jeder Hafen recht. Scilla wir kommen! Die Sicht ist inzwischen so schlecht und es dunkelt am helllichten Tag immer mehr, so dass alle anderen Schiffe und wir tatsächlich die Positionslichter anschalten.

Nach Erreichen des Wellenbrechers des Hafens, überrascht uns ein Blick auf ein Bojenfeld in dem ausschließlich kleine Motorboote und Fischerboote wild in den Wellen tanzen. Kurze Panik….ich hatte denen doch gesagt wie lang wir sind und welchen Tiefgang wir haben! Giovanni Arena winkt, er empfängt uns in seinem Schlauchboot ganz wie besprochen im strömenden Regen an der einzigen freien Boje am Rande des Bojenfeldes und hilft sachkundig beim Befestigen der vier!!! Mooringleinen am Boot. Das hatten wir auch noch nicht gehabt Boje mit vier Leinen, alles wird straff gespannt und sollte doch halten. Wir werfen unseren pudelnassen Helfern noch schnell zwei Bierchen ins tanzende Dingi und schon geht’s richtig zur Sache und das Gewitter zieht über Scilla hinweg.

 

Welch weise Entscheidung umzukehren, da möchten wir jetzt nicht draußen sein!

Nix wie unter Deck, die nassen Sachen vom Leib und erst mal was Warmes zum futtern. Gulasch gibt’s, dann ein Schönheitsschläfchen, Bürokram erledigen und abends wollen wir uns das nette ziemlich unbekannte Städtchen anschauen. Es ist inzwischen fast windstill, also rudern wir die 120 Meter an Land. Das hätten wir eigentlich gar nicht gemusst, denn es gehört ein kostenloser Shuttleservice zum Hafen. Bewusst haben wir das Wort Marina nicht in den Mund genommen, denn es gibt kein Strom oder Wasser geschweige Sanitäre Anlagen, dafür bezahlen wir auch nur Bordkasse schonende 20 Euro pro Nacht. Das Städtchen Scilla klebt wie ein Schwalbennest am Felsen und oben thront das Castell. Durch die pittoresken windgeschützten Gassen geht’s hinauf…so schön kann Italien sein. Am Castell, dem höchsten Punkt angekommen, bleibt uns fast der Atem weg. Es bläst wieder wie verrückt und der aufgewirbelte Staub schmerzt in den Augen. Dann doch lieber zurück auf’s Schifferl…unser Bedarf an Aufregung ist für heute mehr als genug befriedigt worden.

Unten bei den Fischern wieder angekommen, die wir auch gleich noch nach dem Wetter für morgen fragen, wird schnell klar, das wird wohl nix mit dem Zurückrudern. Nachdem Giovanni etliche verwehte Ausflügler und Sportfischer von ihren Booten geholt, fliegende Polster eingesammelt und einige Boote neu festgezurrt hat, bringt er uns auf die FraTi. Dort überprüfen bereits zwei seiner Kollegen unaufgefordert unsere Mooringleinen und spannen fleißig nach. Also die sind hier wirklich bemüht und sehr aufmerksam. Es ist inzwischen dunkel und die Jungs haben uns sogar unser zurückgelassenes Dinghi an Bord gebracht. Der Schirokko fegt im Hafen mit 30 Knoten durchs Rigg und verursacht das entsprechend übliche Pfeifen und Singen.

Na dann.... Gute Nacht!

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